Wilhelm Busch ist einer der ganz Großen.
Die Fülle der verschiedenen Ausgaben seiner Werke; die unzähligen
Abhandlungen, Besprechungen, Anthologien, Dissertationen über ihn,
seine Arbeit und sein Leben bezeugen dies ebenso wie die Allgegenwart
seiner Schöpfungen im Geistesgut der deutschsprachigen Leserschaft.
Seine Gedichte und Zeichnungen faszinieren das Kind auf den ersten Entdeckungsreisen
durch das Bücherregal der Erwachsenen ebenso wie den alten abgeklärten
Wort-Gourmet; seine Weisheit hatte noch stets die Kraft, das Leben über
sich selbst zu erheben; seine Schöpfungen haben so viele Künstler
und Schriftsteller nach ihm inspiriert, und sein Humor hat ihn nicht nur
mir zum engen Freund gemacht. Wer hat wie er die Bildende Kunst und die
Literatur so trefflich zu vereinen gewusst? Wer konnte wie er handwerkliche
Meisterschaft und tief durchdachtes Sinnen über das Leben und Streben
der Welt mit Witz und Volksnähe verbinden? Seine Geschichten sind
virtuos und mit fundierter Kenntnis über das Wesen und die Regeln
der Sprache in Reime verpackt. Seine Verse sind so einprägsam, seine
Rhythmen so natürlich, und doch ist da nichts abgedroschen, gezwungen
oder flach. Scharf geschliffen und treffsicher findet jede Zeile ihr Ziel.
Seine Figuren sind so lebendig illustriert und bei aller Fantasie der
Erfahrung so nah, dass sie der Erinnerung nicht nur als Idee, sondern
wahrhaftig als Person erhalten bleiben. In der augenzwinkernden Art eines
Weisen schilderte Wilhelm Busch sowohl Alltagsleben als auch Tücken
des Geschicks, Ungerechtigkeiten und persönliche Enttäuschungen
und machte klar, dass hinter den Kulissen der Lebensbühne viel mehr
vorgeht, als dem ersten Blick erkennbar ist.
Wenn Wilhelm Busch sowohl den Herren der Hohen Literatur als auch den
Bewahrern der Schönen Künste nur schwer bekömmlich ist,
dann wohl deshalb, weil der Große Deutsche Geist bekanntlich Große
Deutsche Probleme mit dem Humor hat. Aber gerade das war und ist der Grund,
der Wilhelm Busch beliebter macht als so viele andere Dichter: Sein Humor;
manchmal witzig, oft melancholisch, mal boshaft und mal voll menschlicher
Wärme, immer weise, tiefsinnig und anteilnehmend.
Am 8. Januar 2008 jährt sich sein Todestag zum einhundertsten Male.
Einhundert Jahre ohne Wilhelm Busch? Wohl kaum.
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